Kunst und Kreativität als Gesellschafts- und Zukunftsgut: Impulse für die Bildung von morgen
Shownotes
Schauspieler Christian Lex spricht mit uns über das Potenzial der kreativen Ausdrucksformen, ihre Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung und welche Bedeutung diese auch für die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit kontroversen Themen trägt. Neben den positiven Aspekten beleuchten wir gemeinsam auch eine wichtige und aktuelle Herausforderung: die Auswirkungen von KI auf Kreativschaffende. Wie verändert die rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz unsere Wahrnehmung von Kunst und Kreativität? Welche Risiken ergeben sich aus Sparmaßnahmen an Bildung, Kunst und Kultur für Künstschaffende, Lehrende und die Gesellschaft als Ganzes? Hör jetzt rein und erfahre über die Kraft von Kunst und Kreativität im KEG Pausengong Podcast! HINWEIS: Das Theaterstück „Helmbrecht“ in Burghausen fand im August statt.
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00:00:06: Pausengong, der Bildungspodcast der KALG Bayern.
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00:00:13: Herzlich Willkommen zu unserem monatlichen Podcast Pausengong.
00:00:16: Wir befinden uns hier wieder im Podcaststudium Michaelsboden und haben diesmal für Sie ganz
00:00:21: wieder einen ganz tollen Gast, nämlich Christian Lex, schön, dass du da bist.
00:00:25: Hallo, Servus, danke für die Einladung.
00:00:26: Und der Stadt ist ja gerne, Stadt Pfarrer Schießler, bist halt du dabei, Johanna Ostermann,
00:00:31: unsere Bildungsreferentin, schön, dass du da bist.
00:00:33: Ich freue mich auch.
00:00:34: Christian, du bist Schauspieler, Drehbuchautor und anderen für ARD, ZDF, BR, hast zahlreiche
00:00:40: Preise schon gewonnen und anderen den deutschen Schauspielerpreis in der Kategorie Bestes Ensemble,
00:00:45: den deutschen Fernsehpreis 2018 und den Krimmelpreis auch noch 2018.
00:00:50: Hast du schon immer Interesse für Schauspiel gehabt oder wie kamst du dazu?
00:00:53: Ja, tatsächlich, zum Leidwesen meiner Eltern.
00:00:56: Also, ich habe schon als Kind, habe ich immer, wie gesagt, wo kann man das lernen, ich wollte
00:01:01: es immer einfach machen.
00:01:02: Ich war bei uns in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, Eckenfelden, eine kleine niederbayerische
00:01:08: Kleinstadt, gab es ein eigenes Theater und gibt heute noch ein tolles, das einzige landkreiseigene
00:01:13: Theater Deutschlands und da bin ich einfach schon als Kind hin und dann bin ich zum gestiefelten
00:01:19: Kater und hab gesagt, da bleibe ich.
00:01:21: Wie geht man da einfach so hin?
00:01:24: Wir sind mit dem Kindergarten damals hingegangen und fand aber das einfach toll, das hat mich
00:01:30: war einfach eine Atmosphäre, kann ich gar nicht sagen, woher das kam, aber es war von
00:01:33: der ersten Minuten her und wusste ich, das ist mein Zuhause, das ist diese Stimmung im
00:01:38: Theater im Saal und das war einfach, habe ich geliebt.
00:01:42: Weil du mit dem Kindergarten dahin gegangen bist?
00:01:44: Ja, genau.
00:01:45: Die haben euch da eingepackt, die Eltern mitgekommen und?
00:01:47: Das ist das Schöne, deswegen bin ich so ein Verfechter von diesem Theater, weil das einfach
00:01:53: auf das Platte-Land im tiefsten Niederbayern, wo die nächsten größeren Städte heute gibt
00:01:59: zur Autobahn und damals waren es wirklich nur weiter weg gefühlt auch und weil da einfach
00:02:03: Kultur war.
00:02:04: Ich bin schon als Jugendlicher war ich Opern, Klassiker und da ging man da einfach hin, das
00:02:10: hat fünf Mark gekostet, wäre auch nicht teuer und das war total selbstverständlich.
00:02:16: Das heißt, du warst schon immer, wie man auf Deutsch sagt, eine Rampensau oder hattest
00:02:21: du nie irgendwie Lampenfieber vor so vielen Leuten zu stehen?
00:02:25: Ich habe immer Lampenfieber, es wird immer schlimmer, weil man weiß, was man vergreiken
00:02:30: kann, glaube ich.
00:02:31: Früher war man so in der Yves und hat gesagt, das mache ich schon und ich glaube, es gibt
00:02:36: ja verschiedene Arten oder verschiedene Charaktere von Schauspielern und ich war immer ganz
00:02:43: unser eigenem, mittlerweile habe ich andere auch getroffen, die so sind, weil ich eigentlich,
00:02:49: ich liebe es, im Rampenlicht zu stehen, ich liebe es auch, das Publikum zu spüren, ich
00:02:53: liebe es, vor der Kamera zu stehen, ich liebe das und bin aber gleichzeitig auch immer sehr,
00:02:59: also bin eher extra introvertierte eigentlich, also bin eigentlich ja introvertierte Typ
00:03:04: und das ist ein merkwürdiger, manchmal auch anstrengende Mischung, aber da bin ich nicht
00:03:08: der Einzige, da gibt es mehrere.
00:03:10: Ich stelle mir das spannend vor, du bist auf der einen Seite Schauspieler, du liebst das
00:03:13: Rampenlicht, aber als Regisseur bist du ja gar nicht, wenn man das so sieht, im Rampenlicht
00:03:18: ist das schwer für dich?
00:03:19: Na ja, die Mischung macht es ja, also wenn du, es hat auch seine Vor- und Nachteile, was
00:03:26: ich zum Beispiel am Schreiben oder jetzt auch am Regifahren liebe, ist dieses Gestalten,
00:03:30: dass du halt einfach bei Null anfängst und dann alles erschaffst und beim Schauspiel
00:03:37: kommst du ja in der Regel in ein gesetztes Obenfeld, es gibt quasi ein Team, es gibt
00:03:46: andere Kollegen und da ist es auch total angenehme, nicht auf alles eine Antwort haben zu müssen,
00:03:54: sondern dass man sagt, okay, ich bin hier für meine Rolle und das ist meine Aufgabe
00:03:58: hier und das ist total eng umschränkt und das ist mir gerade Aufgabe genug, das so
00:04:04: gut zu machen, wie ich kann und alles andere geht mir mal nichts an.
00:04:06: Also die Mischungen liebe ich sehr, dass man diese verschiedenen Rollen haben darf.
00:04:10: Als ich angefangen habe, war das ja in Deutschland noch eher schwierig, da war es immer so, dass
00:04:15: man gesagt hat, man macht entweder das oder jenes so, das war einmal eher verschrien.
00:04:21: Heute ist es viel, viel üblicher, also ich bin ja wirklich nicht der Einzige, der das
00:04:25: macht, sondern die Grenzen verschwimmen da, weil man einfach ein bisschen amerikanisch
00:04:31: auch ist es, weil man verstanden hat, dass man kreative Menschen, dass man die nicht
00:04:36: immer unbedingt nur in einen Gewerk stecken muss, sondern dass die oft die Kreativität
00:04:43: in verschiedenen Orten weiß und leben können.
00:04:45: Ich kann mir auch vorstellen, dass du das Hilf, wenn du Schauspieler bist, auch im Regie schreiben,
00:04:50: dass du weißt, welche Charaktere du brauchst, wie entsteht die Geschichte.
00:04:53: Ich habe zum Beispiel immer, ich will immer Bücher schreiben, die ich selber gerne ein
00:04:58: Schauspiel hätte.
00:04:59: Und das hört sich erst mal so eine läppischen Idee an, aber wenn man das ernst nimmt, ist
00:05:03: es echt anstrengend.
00:05:05: Wenn man dann das Buch mal dann zwei Wochen liegen lässt und dann wieder liest mit einem
00:05:09: Schauspieler-Auge, dann denkt man sich, oh Gott, das ist ja ein Dialog, den kann kein
00:05:13: Mensch reden.
00:05:14: Ich glaube das nicht oder das ist dann immer, aber das finde ich ja ein schönes Wertzeug
00:05:21: oder schönes Korrektiv an einem selber und umgekehrt natürlich auch.
00:05:26: Wenn du weißt, wie man es umsetzen muss oder wenn du weißt, so kann man es auf jeden
00:05:34: Fall nicht umsetzen, dann schreibst du natürlich auch anders oder gehst du anders an die Sachen
00:05:37: ran.
00:05:38: Und deswegen ist es ja an Filmhochschulen oft so, dass du erst mal alles machst, dass
00:05:42: du einfach verschiedene Seiten ausprobierst und das finde ich unbedingt zwingend notwendig
00:05:50: oder wirklich richtig prägend für die Ausbildung, dass man versteht, wie jedes Gewerk funktioniert.
00:05:56: Also auch, dass man mal Requisite macht oder mal, ich habe schon alles gemacht, ich habe
00:06:01: schon wirklich alle Funktionen am Theater, glaube ich, erfüllt.
00:06:04: Wenn man ins Pizenz, zum Beispiel ins Pizenz ist ja der, diejenige, der dann hinter der
00:06:09: Bühne sitzt und die Leute einruft, schauen, dass alle Abläufe sind, dass jeder zu pünktlich
00:06:13: kommt.
00:06:14: Wenn du das einmal gemacht hast, dann bist du sehr dankbar um Inspezienten und schätzt
00:06:21: auch die Funktion und die Arbeit von denen wieder ganz anders.
00:06:25: Wie gehst du denn ran, wenn du jetzt so ein Drehbuch schreibst, um jetzt mal die Brücke
00:06:31: zu den Lehrern zu schlagen oder Lehrkräften und Pädagogen, die machen sich ja vorher
00:06:35: auch Gedanken an, mit wem habe ich es jetzt zu tun heute, was möchte ich vermitteln.
00:06:39: Ist das als Drehbuchautor ähnlich, du machst dir sicherlich auch Gedanken, was willst
00:06:44: du, wen willst du ansprechen, welche Emotionen willst du bewirken?
00:06:48: Ja, also übrigens, da kommen wir unbedingt nur dazu, ich säße heute nicht hier und
00:06:54: würde das machen, was ich mache, wenn ich nicht tolle Lehrer gehabt hätte.
00:06:58: Also bei mir war eine Lehrerin vor allem, die mir total dazu gebracht hat, das mache
00:07:02: ich, das kann ich gerne erzählen, aber die Parallele, die du ansprichst, ist tatsächlich,
00:07:08: glaube ich, von daher gegeben, dass ich erstens mir immer überlege, für wen mache ich das
00:07:13: eigentlich?
00:07:14: Also es ist ja ein Unterschied, ob du jetzt, ob du es für Familien in dem Publikum machst
00:07:19: oder für engeres, ängere Zielgruppe oder für jüngere Zielgruppe, du musst ja schon
00:07:26: immer überlegen, wer kann denn mit mir mitgehen, wer, also wer kann mit meiner Geschichte,
00:07:31: mit dem, was ich erzählen will, was anfangen.
00:07:33: Das ist, glaube ich, nicht so unendlich, du, zum Lehrer, die sehr klar definierte Zielgruppen
00:07:39: haben, auch was das Alter und so angeht und natürlich die Prämisse des, was steckt ja
00:07:45: immer, zumindest so mache ich das, so verstehe ich meine Arbeit, ich versuche immer irgendwie
00:07:51: ein Kern zu finden, immer, was eigentlich quasi sich doch alle Ebenen in einer gewissen
00:07:56: Kausalität aufeinander aufbaut, widerspiegelt, dass man irgendwie, dass ich immer so Kernbotschaften
00:08:05: habe, ohne moralisch zu werden, aber irgendwie einfach, was ich gern mit dem, mit der Geschichte
00:08:11: erzählen würde und die, da gehe ich natürlich sehr, sehr erstmal konstruktiv auch ran und
00:08:19: überlegen mir das und um es dann wieder loslassen zu können und intuitiv arbeiten zu können.
00:08:25: Was sind so deine drei, wenn man sagen dürfte, Schwerpunktthemen, die du eigentlich immer
00:08:29: wiederkommen? Das, also früher dachte mir, ich habe keine Schwerpunktthemen, aber mit
00:08:38: ein bisschen Abstand und wenn man das eine Weile macht, muss man erkennen, doch es kommen
00:08:42: immer wieder die gleichen Themen. Also so gehört auf jeden Fall der Tod dazu, weil
00:08:46: mit der sehr früh und sehr, sehr intensiv begegnet ist in meinem Leben und der mich irgendwie
00:08:52: immer beschäftigt, also dieses, der limitierende Faktor des Todes, der dem Leben ja irgendwo
00:08:59: erst ein Wert gibt, das fasziniert mich total, ja genau, aber das meine ich wirklich so,
00:09:03: also das finde ich, dieses, wo ich auch damals, also ich habe ja erst krankenpflege gelernt,
00:09:11: ganz jung und dann dachte mir, ja vielleicht ist das ja mein Weg und dann ist ja meine Mutter
00:09:16: gestorben und plötzlich und dann war klar, okay, das Leben ist vielleicht doch nicht unendlich
00:09:20: und dann, das war für mich der Schubster, den ich gebraucht habe, dass ich mir dachte,
00:09:26: okay, es probierst doch einfach, dass du das, was du eigentlich gern machen willst,
00:09:29: auch machst du. Gibt da noch Mut irgendwie um Kraft? Total, und auch irgendwie, ja, ich
00:09:34: liebe diese Vorstellung, dass jeder Tag einen Wert hat, also dass du einfach dir genau überlegen
00:09:43: solltest, mit was du jetzt gerade der Zeit verbringst, das geht danach in den Alltag,
00:09:47: ich streite mir jetzt gerade mit der Kassiererin, mit der ich jetzt, oder los ist, einfach vielleicht
00:09:52: doch gehen, so, also es geht ja so bis in den Moment ins Detail rein und Menschen hol ich
00:09:59: mir mein Leben und welche vielleicht lieber nicht, welche tun mir nicht gut so und das ist,
00:10:03: und wenn man sagt, dass jeder Tag ist weg, wenn er gelebt wird, dann tut man sich da erleichtert,
00:10:12: also diese Tod ist auf jeden Fall ein total zentrales Thema und was auch ein zentrales Thema ist es
00:10:18: immer wieder Familienbeziehungen, gerade auch Eltern, Eltern-Kind-Beziehungen, das fasziniert
00:10:25: mir, warum auch immer, ich habe total tolle Kindheit gehabt und tolle Beziehungen zu meinen Eltern,
00:10:30: aber das fasziniert mir auf jeden Fall ja sehr, das ist irgendwie was, was auch immer wieder vorkommt,
00:10:35: was natürlich auch Familiengeschichten ist, natürlich auch was jeder kennt, also das es
00:10:40: jeder hat Familienissues oder eben auch schöne Seiten, aber Geschichten erzählen in der Regel
00:10:46: eher von den Problemen und dass du halt dich damit auseinandersetzt, wo du herkommst und das
00:10:53: glaube ich, das erreicht immer schnell viele, weil jeder hat eine Ursprungsfamilie. Bist auf
00:10:59: Oster war spannend, der meinte zu mir, Familie ist Gott gegeben, er hat gesagt, Familie ist unser
00:11:06: Wurzelwerk und da streiten sich zwar um der schönste, was es gibt, nämlich um die Zukunft und beide
00:11:11: finden ein Kompromiss und das ist schön, das Bild der Familie zu sehen, dass man immer zwei hat,
00:11:15: die ums Gute ringen und immer das Beste im Blick haben. Ich habe auch einen tollen Satz neulich
00:11:21: gelesen, das fand ich auch spannend, die Revolution oder Anarchie oder dadurch resultieren auch
00:11:31: Evolution, also das überhaupt sich was weiterentwickeln kann, beruht auf die Distanzierung zu
00:11:39: den Eltern. Wenn du dich nicht zumindest parziell in deinem Leben dich von deinen Eltern distanzierst,
00:11:46: gibt es keine Entwicklung, weil man dann das nicht in die Frage stellt und sowas fand ich
00:11:50: spannende These, was mir stimmt, aber ich fand es erstmal als Idee und als Gedanken total spannend.
00:11:56: Was denkst du denn, wie viel muss man von sich als Person, von seiner Persönlichkeit seinem
00:12:02: Charakter denn sowohl als Schauspieler aber auch so im echten Leben im Berufsalltag preisgeben,
00:12:07: damit man ja authentisch ist, damit man echt ist, weil gerade im Schulbereich die Kinder und
00:12:16: Jugendlichen, die kaufen einem sofort den Schneid ab, die merken ja, der ist echt oder der spielt
00:12:21: ja jetzt eine Rolle, die er aber eigentlich gar nicht so wirklich verkörpern kann, sowohl jetzt
00:12:28: von seiner Körpersprache aber auch so, wie er dann entsprechend handelt, also wie viel gibt
00:12:32: man denn immer von sich selber her oder muss man hergeben? Ja, so gute Frage, also ich weiß nicht,
00:12:39: wie es andere macht, ich kann immer nur von mir aus gehen, aber ich merke, ich bin ja immer
00:12:45: erst mal erster Rezipient, also ich bin immer der erste Konsument so und ich merke, was mich
00:12:50: interessiert sind auf jeden Fall keine Erfundenen, also wenn ich merke, das ist nicht authentisch,
00:12:57: interessiert es mich schon, dann gleite ich schon weg, so und das ist immer mein Anspruch,
00:13:01: immer zu suchen, was hat dieser Geschichte mit mir zu tun, wo kann ich die irgendwie
00:13:07: persönlich machen, wo kann ich die ranholen, sonst funktioniere ich nicht, also eine Figur auch,
00:13:13: wenn ich spiele, welche Seiten in der Figur erkenne ich wieder oder wo bin ich, wo fühle
00:13:21: mich ertappt oder wo habe ich Sehnsucht, dass ich mehr wissen will, so und anders funktioniert
00:13:28: ich nicht, also vielleicht mache ich das andere anders, aber ich glaube, wie du auch sagst in der
00:13:33: Schule, die Kinder sind ja die Chefs und Kritiker so und mache ja gerade Theaterstück und da gibt es
00:13:40: einen Moment, da sind so Komparsen und da sind ganz viele Kinder dabei und da gibt es einen kleinen
00:13:45: Jungen, der immer sich dann im zweiten Teil, wo er gerade nichts zu tun hat, im Stück vorschleicht
00:13:52: und sich dann unter der Tribüne versteckt und dann immer im Finger vor den Mund legt und sagt,
00:13:57: verrat mich nicht, weil er total gerne zuschaut und das fasziniert mich so und ich denke mir,
00:14:01: irgendwie das ist so, das ist dann so ehrlich, weil Kinder, gerade im Theater, auch wenn man
00:14:08: Kind hat, der macht nichts, also kein Zuschauer ist schneller ehrlich, dass er sagt, okay,
00:14:14: ich interessiere mir nicht, was du da machst und geht so und wenn man das schafft, dass man die
00:14:19: fasziniert oder dass man die auch nur partiell, wenn es ist, mitnimmt und dafür begeistert,
00:14:25: irgendwie dann, das funktioniert glaube ich nur, wenn die irgendwie das Gefühl haben,
00:14:29: es hat was echtes drin. Johan hat das glaube ich unterscheidet uns bei der Gogen im Grunde
00:14:33: im Mitschulbereich von anderen Lehrkräften, weil wir für die Kinder arbeiten und das so machen
00:14:38: und ich glaube, das ist ein gutes, eigentlich viel Schauspieler auch, ihr macht das aus Leidenschaft
00:14:42: oder ihr liebt euren Job und jetzt mal wirkt es, ihr braucht das Geld zum Leben, aber ihr macht es
00:14:47: eigentlich nicht wegen dem Geld, sondern weil ihr euren Job einfach liebt. Ja, wir sind einfach
00:14:51: wahnsinnig privilegiert, also es sehe ich schon so, es ist, dass man sich, für mich ist er immer
00:14:58: Kunst, dass man sich mit dem auseinandersetzt, irgendwo zwischen diesen Polen, zwischen Träumen
00:15:05: und Leiden, also dass man, was die Menschen antreibt, worum sie jeden Tag aufstehen und was
00:15:09: es wirklich in Anfangsstrichen geht im Leben, dass man sich mit dem auseinandersetzen darf auf eine
00:15:12: kreativen künstlerischen Ebene, die dann irgendwie ja nur mehr wert hat, weil sie andere unterhält
00:15:18: oder weil sie andere vielleicht aufregt oder so, das darf sie auch irgendwie, aber auf jeden Fall
00:15:24: was bewegt. Und das habe ich mir verstanden, ich glaube, ich bin auf der Welt, weil ich Menschen
00:15:31: bewegen und berühren will. Und das ist schön, das ist schön, wenn man das machen darf, wenn man
00:15:39: dafür Geld bekommt. Ja, okay, also Geld ist schon wichtig, gerade wenn man in München lebt, aber
00:15:42: ich gehört das schon dazu, aber aufstehen tue ich deswegen nicht, aufstehen tue ich schon, weil ich
00:15:50: gerne diesen Steinswasser werfe. Jetzt schaut die Menschheit gerade, von wegen aufstehen jeden
00:15:59: Tag, auch auf KI, ich habe jetzt die Tage gelesen, auf Forbes waren KI-Model vorne drauf, alle sagen,
00:16:05: die künstlerischen, die kreativen haben Angst vor KI, wie geht's dir da? Ja, also es ist ja, es
00:16:11: gibt ja diese wunderschönen Plakate während dem Tonfilm, ich weiß, ob es dir schon mal gesehen
00:16:16: habt, also wir wissen, alle der Tonfilms gekommen, auch Kaiser Wilhelm II, der meinte, das Auto ist
00:16:21: eine vorübergehende Erscheinung, das wird wieder weggehen, das Pferd ist die Zukunft, auch er hat
00:16:27: nicht ganz recht behalten, muss man auch sagen. Und so sehe ich es mit der KI auch, die ist da,
00:16:31: die wird nicht mehr weggehen, die gehört jetzt dazu. Ich glaube, sie hat, also beschäftigt mich
00:16:37: wirklich sehr viel mit der KI, ich bin auch, bin ja Vorstand vom Deutschen Drehbuchverband,
00:16:42: wir versuchen das sehr, sehr aktiv die Thematik anzugehen, auch weil die Politik uns da ziemlich
00:16:49: alleine lässt, muss man schon auch sagen. Und die, das hat ganz viel Herausforderung, also
00:16:56: zum einen, was für uns das größte Thema erstmal ist, dass es der größte Urheberrechtsklau der
00:17:01: Menschheitsgeschichte ist, also es ist einfach so, es werden Inhalte genutzt, für die kein Mensch nur
00:17:06: einen Cent zahlt, aber Milliarden jetzt schon Umsatz gemacht wird und die Urheber wirklich
00:17:14: entrechtet werden, das muss man so radikal sagen, das ist der für uns springende Punkt erstmal,
00:17:20: weil wir haben ja erstmal nichts gegen die KI, aber man muss natürlich schauen, woher generiert
00:17:26: die ihre Inhalte und wir sind jetzt schon im Stadion, dass man nichts mehr zurückdrehen kann, also du
00:17:31: kannst ja jetzt nicht mal sagen, woher die Inhalte kommen, so. Also da wird einfach massiv urheberrechtlich
00:17:36: geschütztes, geistiges Eigentum genutzt, ohne Entgelt, ohne dass man quasi den Leuten raubt,
00:17:44: man einerseits teilt ihre Arbeit und die Existenz und, und beraubt sie dann auch noch auf der Basis.
00:17:52: Das andere ist natürlich, dass sie, und diese moralische Frage ist natürlich auch total da, wie
00:18:02: geht es einer Gesellschaft, wenn man das mal theoretisch weiterspinnen würde, die nur KI-generierte
00:18:08: Geschichten zum Beispiel erzählt bekommen würde, die würden sich ja immer wiederholen, du wirst
00:18:12: ja immer ein Antrichter schreiben, es gibt dieses Experiment, dass man die KI, dass man eine KI dann
00:18:18: nur mit KI-Bildern speist und irgendwann kommt dann Rosa rauschen, weil das dann, also eine KI kann
00:18:23: sich nicht aus sich selbst generieren, die braucht immer Input von Menschen, so. Und das ist ja das
00:18:29: absurde, dass man, dass viele von diesem Hype, der da gerade passiert, sich ein bisschen mitreißen
00:18:35: lassen und nicht sehen, welche Gefahren das tatsächlich hat. Und praktischerweise hat es natürlich
00:18:41: auch viele Vorteile, weil auch ich nutze KI zum Beispiel für ihre Recherche und so. Aber da ist
00:18:49: zum Beispiel, also dass man mir dann, wenn man nach Literaturempfehlungen fragt und dann schreibt
00:18:53: sie einem 6 ESPN-Nummern raus und dann sagt man, okay, toll, danke, käme ich wirklich,
00:18:59: weil ich auf einige nicht gekommen, manche hatte ich schon, manche nicht, aber eine Nummer finde
00:19:03: ich nicht. Dann fragst du drei Mal nach, irgendwann sagt ich, ja okay, die habe ich erfunden. So. Und
00:19:07: diese, und die, ich habe leider einen Namen gerade nicht vergessen, ich habe einen tollen Professor
00:19:14: zu KI gehört, der dann gesagt hat, die größte Schwierigkeit bei KI ist die Geschwindigkeit der
00:19:21: Entwicklung, weil wir nicht hinterherkommen. Weil es so eine Dynamik hat und jedes halbe Jahr ist
00:19:27: da eine Welt, eine Epoche und dass wir quasi malenweit hinterher hinken mit dem Einordnen und dem
00:19:37: verstehen der KI, dass du ja merkst, also manche Produkte sind so täuschend echt, dass du denkst,
00:19:44: okay, wie sollen das irgendjemand noch unterscheiden zu Warenmaterial? So. Und das ist tatsächlich,
00:19:52: glaube ich, die große Herausforderung, was KI angeht für unsere Gesellschaft, dass wir irgendwie
00:19:57: einen Weg finden müssten, diese rasantesten Entwicklungen hinterherzukommen.
00:20:02: Naja, KI ist nur so klug wie das, was wir reinhauen, du hast es ja selber gesagt. Ich hatte Tage
00:20:06: in der Studentin nach meinem Opa gefragt und witzigerweise hat KI auf den Wikipedia Eintrag
00:20:10: zurückgegriffen, den ich selber geschrieben hatte und dann wusste auch die KI nur das, was ich
00:20:15: selber reingetaktet habe. Und die wollten natürlich mehr wissen, die machte jetzt ja Staatsexamen,
00:20:19: Lehramt drüber, Ära Goppel und habe mich dann interviewt, hat Podcasten mehr aufgenommen,
00:20:23: weil es da geil war, weil sie mehr wissen wollte und das war natürlich immer, war Wissen wieder Macht.
00:20:27: Wir meinten immer, Jeho, die Menschen waren zu dumm, weil sie keinen Zugang zu wissen hatten. Jetzt
00:20:30: wissen wir eigentlich, das war es nicht, ist so. Und ich glaube, wir müssen jetzt, wenn wir
00:20:36: über Bildung und Wissen reden, dass wir diese menschlichen Momente wieder schaffen, dass wir
00:20:40: miteinander reden, dass wir kreativ und positiv nach vorne gehen, den Tod aus was Positives sehen,
00:20:45: dass es irgendwann vorbei ist und dass wir jeden Tag irgendwie positiv angehen dürfen, jeden Tag
00:20:50: gerne in die Schule gehen dürfen und positiv das Kreuz ist ja nur plus in die Welt schauen dürfen.
00:20:55: Und jetzt bogen zu Schule, welche Charaktere würdest du da rein in so eine Geschichte machen,
00:21:00: so eine Bildungsgeschichte, kann man auch Lehrer Charaktere in so einer Schule stecken,
00:21:03: um den Kindern diese Positivität zu geben. Was muss in diese Geschichte rein?
00:21:07: Also, wenn ich von mir aus die Lehrer, die mich am meisten mitgenommen haben,
00:21:16: waren tatsächlich die Lust gehabt haben. Also, es gibt natürlich, wenn ich jetzt Charaktere finden
00:21:23: würde in einer Schule, dann würde ich auch ganz viele andere zählen, weil die lustig oder interessant
00:21:28: oder spannend sind, aber die wirklich die Positivbesetzten sind auf jeden Fall die,
00:21:36: die Spaß an ihrer Arbeit gehabt haben oder haben so. Und jetzt wisst ihr ja viel besser,
00:21:44: es ist ja wirklich, also wenn du in so ein leere Collegium gehst, da gibt es ja sehr,
00:21:52: sehr viele, die die Anforderungen oft nicht erfüllen, die oft mit einer, wie soll ich sagen,
00:22:01: auch mit einer Abgeklärtheit vielleicht machen und so oder auch mit einer Beforderung auch sehr
00:22:06: oft und natürlich macht das immer die Mischung aus, dann in einer Geschichte würden wir die
00:22:12: alle zusammenpacken, weil dann gibt es Konflikte und dann wird es interessant für den Geschichten
00:22:17: erzählen. Ich finde, so fuck you Goethe ist kein gutes Beispiel. Genau, der ist natürlich massiv
00:22:21: überzeichnet, aber jeder, der Schule kennt, weiß, die kommen alle aus realen Figuren oder realen
00:22:31: Hintergründen. Und auch die Heterogenität, die dort da ist, ist natürlich gerade Alltag. Wie
00:22:37: bringt man jetzt solche, ich weiß nicht wie die bei fuck you Goethe heißt, die Uschi-Klas, die Rolle,
00:22:42: die die spielt, die ausgebrannte deren. Frau Doktor, was nochmal, ja. Ja genau, wie bringt man solche
00:22:49: Charaktere jetzt als Regisseur, der du ja bist, wenn du jetzt Kultusminister wärst oder Kultusministerin,
00:22:55: bist du quasi der Regisseur von dem Ganzen. Wie bringst du jetzt so ausgebrannte Menschen wieder
00:23:01: dazu auf der Bühne, dass sie wieder locker sind, dass sie wieder Spaß an der Arbeit haben? Was immer,
00:23:08: glaube ich, ein guter Tipp ist, also ein Schauspieler von mir hat immer gesagt, beyond your regular
00:23:15: habit, also verlass deine gewohnten Angewohnheiten oder dein gewohntes Feld, genau. Und das glaube
00:23:25: ich ist immer ein guter Tipp, wenn man ausgebrannt ist oder wenn man irgendwie das Gefühl hat, ich
00:23:30: komme nicht weiter, dass man sagt, ich versuch mal im Rahmen dessen, was möglich ist, was anders zu
00:23:36: machen. Also das mache ich ehrlich gesagt ja auch. Also ich nehme immer wieder Jobs an, die jetzt vielleicht
00:23:42: nicht mal kennen, aber jetzt sind so. Ich mach seit 15 Jahren, schreibe ich für die MU, ne Bayerisches
00:23:50: Magazin, nicht weil ich mich, weil ich eine Karriere als Journalist anstrebe, sondern weil es mir
00:23:55: einfach Spaß macht, mich plötzlich wieder mal anderen Themen zu widmen, auf einen anderen Zugang.
00:24:00: Und dieses im Kopf agil bleiben. Es gibt nichts Schlimmeres, das daran glaube ich total, es gibt
00:24:06: nichts Schlimmeres, wenn man eingefahren ist. Es gibt nichts Schlimmeres, wenn man sich langweilt,
00:24:10: wenn man meint man kann schon alles oder man ist da, steckt da gerade fest und weil dann passiert
00:24:17: keine Bewegung mehr und dann geht es einfach nicht gut. Ich glaube, der Mensch, so wie ich das
00:24:24: Leben begreife, natürlich haben wir mal Phasen, wo es irgendwie ruhiger ist und wo man, wo anderes
00:24:28: wichtiger ist, aber richtig entwickeln kann man sie eigentlich nur und richtig wachsen über Jahre.
00:24:34: Kann man eigentlich, kann man nur, wenn man neugierig bleibt. So, mein Vater, der ist relativ
00:24:41: spätvater geworden, der ist schon 90 und das Tolle ist aber der ist so krass agil und der ist so
00:24:47: wahnsinnig neugierig und der regt sich immer noch über Nachrichten auf über Politik und
00:24:52: der Vertrennrat und der ist und der hat immer noch Ziele, der steht immer auf und hat irgendein
00:24:58: Ziel, der hat immer einen Plan so und der ist so ein wahnsinnig schönes Beispiel für mich, was
00:25:03: es mit einem Menschen macht, irgendwie lebendig man auch bleiben kann, wenn man neugierig bleibt,
00:25:08: wenn man immer wieder ausgetretene Pfade verlässt. Um jetzt nochmal auf Martins Frage
00:25:14: zurückzukommen oder die Metaphasen ein bisschen weiter zu... Nee, alles gut. Das heißt, du hast
00:25:20: gesagt, irgendwie immer was Neues ausprobieren, ist ja im Beamtentum als Beamter der Lehrer ein
00:25:26: bisschen schwierig, aber wenn du jetzt als Drehbuchautor die Uschi-Glas irgendwie dazu bewegen
00:25:32: wollen würdest, dass sie wieder Feuer für ihren Job und ihre Berufung wiederfindet. Was würdest
00:25:40: du, wo würdest du sie reinstecken? Würdest du ihr neues Projekt geben, würdest du sagen, du arbeitest
00:25:45: jetzt mal, keine Ahnung, wo ganz woanders und... Ich hab zum Beispiel ein Physikler.
00:25:49: gehabt, der, wo ich das Gefühl gehabt habe, Physik hat den gar nicht mehr so interessiert.
00:25:53: Aber der war zum Beispiel begeisterter Fotograf, der hat dann einfach einen Fotografiekurs
00:25:58: gemacht. Und der ist total aufgegangen in diesem Fotografiekurs. Und plötzlich hat man
00:26:02: da bei dem auch der Physikunterricht wieder Spaß gemacht. Nicht weil der so viel besser
00:26:07: geworden ist, aber weil ich ihn plötzlich noch mehr anders kennengelernt habe. Und weil
00:26:10: ich merkte, ach, der brennt ja auch für was. Das habe ich als Kind natürlich nicht so
00:26:14: benennen können. Aber das nimmst du ja einfach an. Weißt du, wie ich meine, dass irgendwie
00:26:18: so, und das spürst du. Und dieses, einfach, das sind ja oft nur so, oder auch welche Schwerpunkte
00:26:25: man setzt oder wie man zum Beispiel auch lehrt irgendwie. Also, dass man sagt, okay, jetzt
00:26:31: mache ich schon den Stoff im dritten Jahr immer wieder gleich oder im dreißigsten Jahr
00:26:37: vielleicht so. Was könnte denn, was gibt es denn gerade Aktuelles vielleicht? Wie könnte
00:26:42: ich denn gerade irgendwie, wo könnte ich anknüpfen, damit ich das wieder auf eine noch nicht
00:26:49: erzählte Weise näher bringe? Und dieses Beweglich bleiben, dieses immer wieder sich neu hinterfragen,
00:26:58: das glaube ich macht viel aus, ob man jetzt gerne irgendwo in die Arbeit geht oder nicht.
00:27:03: Es ist im Jahr am Job schon so, dass du immer wieder obendrauf was bekommst. Immer mehr,
00:27:07: mehr, mehr. Was macht es bei deinen Schauspielern aus, wenn du denn immer mehr, mehr Aufgaben
00:27:11: gibst, sind die dann eher motivierter, demotivierter, wie ist das bei dir?
00:27:16: Ich glaube, ich glaube tatsächlich Schauspieler oder Künstler an sich, die kriegst du nicht
00:27:24: so schnell überfordert. Also, du kriegst sie schon überfordert im Sinne, du gibst den
00:27:29: zu viel und die kommen nicht mehr hinterher, aber es ist nicht, also ich sage immer, wenn
00:27:34: ich viel zu tun habe, sage ich immer, ach, ich habe gerade so viel zu tun, kommen nicht
00:27:37: mehr hinterher, aber das ist ja das Schöne. Also, ich lieb es eigentlich, viel zu tun
00:27:41: hat zu haben. Und das ist glaube ich was, wo sich viele meiner Berufsgattung wiedererkennen
00:27:48: würden. Ich glaube, das ist natürlich, also wenn ich euch jetzt zuhör, dann merke ich
00:27:54: ja wieder, wie privilegiert ich bin, weil ich viel mehr Freiheiten habe. Also, ich verstehe
00:27:58: das auch, wenn man so ein Beamtenverhältnis ist und man muss so viel erfüllen und so.
00:28:02: Wie gesagt, ich war ja als junger Mensch ein Krankenpfleger und da musst du immer, du
00:28:07: hast deine Arbeit und dann kommt immer noch mehr dazu, noch mehr dazu und musst jetzt
00:28:11: immer erfüllen und da erfüllen wir gerade ein bisschen erinnert so. Aber dieses, ich
00:28:17: glaube was, was, also mein Schauspieler, um den nochmal zu zitieren, der hat zum Beispiel
00:28:23: immer, da bin ich mal hin und ich war einfach fertig. Wir haben so viel gearbeitet und
00:28:26: wir haben so, es war so anstrengend und so persönlich und so. Und dann war ich so fertig
00:28:30: und dann bin ich halt, bin dahin gekrabbelt, wieder zu diesem Unterricht und dann habe
00:28:34: ich gesagt, also Prott, jetzt geht's nicht mehr. Ich bin so fertig, ich brauche mal Pause
00:28:38: und dann ja, jetzt geht's los, jetzt geht's los. Wenn du erschöpft bist, dann geht's erst
00:28:42: richtig los, weil dann bist du ehrlich und dann kannst du dich nicht mehr wehren. Und
00:28:46: dann muss ich oft daran denken, dieses, in dem Moment, wo man meint, man kann nicht mehr,
00:28:51: dann kann man sie aber auch nicht mehr wehren, dann kann man sie ja nicht mehr, also nicht
00:28:55: mehr verstellen oder so. Dann ist man irgendwie und dann sagen, okay, dann wird's vielleicht
00:29:03: da erst spannend. Auch noch mal parallel eben zum Krankenpfleger zum Beispiel, ich bin
00:29:08: immer am ruhigsten geworden, interessanterweise, wenn Notfälle waren. Wenn ich immer zum
00:29:12: reanimieren war oder so, da bin ich immer am ruhigsten geworden. Das hat mich irgendwie
00:29:17: was eine warum, aber das habe war ich, wenn ich merkte, jetzt geht's wirklich um was,
00:29:22: jetzt ist wirklich, jetzt bin ich total gefragt im Moment, so, dann wusste ich, funktioniere
00:29:28: ich so. Also das ist, ich glaube, man darf da Herr Scheude vorhaben, dass man sagt, okay,
00:29:34: man natürlich Grenzen ziehen und sich nicht überfordern, auch nicht überfordern lassen,
00:29:39: aber mein Gott, dann ist halt so und dann schaut man, wie man da durchkommt.
00:29:44: Ja, ihr Künstler seid natürlich dekreativ, ich sage mal, die Kreativität ist die Zukunftskompetenz.
00:29:49: Jetzt kommen Krisen auf uns zu, das wissen wir alle, und jetzt geht's um die Haltung. Wie
00:29:54: gehe ich das an? Das hast du gerade schön beschrieben. Aber jetzt die Kultur, man merkt
00:29:59: immer mehr, da wird gespart, auch in der Bildung, im Unterricht überall wird zurückgezogen,
00:30:04: die Kinder werden nicht mehr wie du in den Theater gezogen. Was hat das für eine Auswirkung
00:30:09: deiner Meinung nach, wenn wir an der Kultur sparen?
00:30:11: Ja, es ist, also mich trifft es tatsächlich auch persönlich, also nicht, dass ich jetzt
00:30:19: abends das bin, ich, toll, toll, toll, mir geht's gut, aber mich trifft es einfach, weil ich
00:30:23: mir denke, wird denn das so wenig erkannt, wie wichtig Kultur eigentlich ist. Das meine
00:30:29: ich damit. Also es trifft mich persönlich, weil ich mir denke, wird denn nicht attestiert,
00:30:36: dass die Kultur ein totaler Motor ist für gesellschaftliche Auseinandersetzungen. Waren
00:30:42: denn, wenn nicht, in Krisenzeiten braucht man Kultur? Also wo findet denn eine Auseinandersetzung
00:30:49: statt über die reinellenhaltliche Ebene hinaus so? Und wir leben ja, wir wissen uns alle
00:30:53: in sehr asozialen Zeiten, wenn man so spitzt formuliert mit den sozialen Medien, die fördern
00:31:01: ja eher die Polarisierung und die Diversifizierung und ich versuche zum Beispiel, da mache ich
00:31:10: so wahnsinnig gerne Unterhaltung. Also ich mache einfach sehr gerne Unterhaltung, weil
00:31:13: ich liebe Lagerfeuer zu kreieren. Ich liebe es, wenn Menschen sich über das Gleiche
00:31:17: wieder unterhalten, wenn Menschen zusammenkommen und sagen, okay, ja wir haben mal Krise, aber
00:31:22: wir sind nicht allein. Und dann hast du die Sicht drauf, nicht ob die Sicht drauf, aber
00:31:25: das Problem ist das Gleiche und die Lösung vielleicht sogar auch irgendwie. Und das liebe
00:31:30: mich so dran, dass man, dass die Kultur das schaffen kann. Und es ist so unfassbar leicht
00:31:37: wie langweilig. Ehrlich gesagt, dass man sagt, okay, dann spart man halt beide Kultur
00:31:42: als Erstes, weil es vermeintlich so einfach geht. Aber ich finde es gefährlich. Ich
00:31:48: finde es richtig gefährlich. Es hat doch einen Grund, warum Autokraten, Diktatoren immer
00:31:53: als Erstes an die Kultur gehen. Das ist ja, also, weil das das gefährliche Schwert ist.
00:31:59: Das ist das, was die, also das ist immer das Erste, was die für sich einnehmen. Das kann
00:32:05: man in jeder Diktatur sehen. Das Erste ist immer die Bildung, Bildung, Justiz und Kultur.
00:32:11: Das nehmen Sie immer als Erstes ein. So. Und das hat ja einen Grund, weil das er macht
00:32:16: hat und weil das er Kraft hat. Und die große Diktaturen haben auch immer sehr bewusst Kultur
00:32:24: für sich instrumentalisiert.
00:32:26: Ich finde es spannend, dass mehrere Politiker jetzt immer wieder zu mir sagen, ja sie müssen
00:32:30: jetzt erst mehr ein Instagram-Kanal neu aufbauen und den Videos gucken und sich inszenieren.
00:32:34: Und ich denke mir, nee, du musst inhaltliche Arbeit leisten. Und dann kriegst du vielleicht
00:32:37: die Wahlergebnisse irgendwie anders hin moderiert, wenn du mit Inhalt die Menschen begeisterst,
00:32:41: auf die Menschen zugehst.
00:32:42: Bildung.
00:32:43: Bildung, Bildung. Und es ist nicht der Aufgabe unserer Schule, die Wahlergebnisse zu mit der
00:32:48: Verfassungsviertelstunde irgendwie neu hinzumachen, sondern unsere Aufgabe ist es frei zu bilden,
00:32:52: kreative, kritische Köpfe rauszubringen und die an die Zukunft glauben mit Positivität
00:32:57: herangehen und in die Kultur gehen sich reflektieren. Und vielleicht auch die Politik reflektieren.
00:33:02: Ich finde, es gibt einen jungen Bundestagsabgeordneten, der leider aus dem Bundestag geflogen ist
00:33:07: und der aber auf seinem Instagram-Kanal geht es nur am Inhalte. Der redet teilweise Minuten
00:33:16: lang und stellt so Reels online, aber man merkt, es ist ihm wichtig. Der macht es nicht, weil
00:33:23: er jetzt Follower generieren will. Und der hat, glaube ich, 200.000 Follower mit solchen
00:33:27: Inhalten, wo es wirklich richtig um Tacheles geht. Aber was der heute anmacht, und das
00:33:33: finde ich so spannend, der steht immer zur Ermeinung. Der sagt, okay, ich seh das so
00:33:40: und so, und dazu stehe ich. Und ich hab das Gefühl, oft glauben die Leute, sie dürfen
00:33:47: sich nicht angreifbar machen und bleiben dann so wage oder bleiben uns irgendwie ungefähr.
00:33:52: Und warum haben denn die radikalen Zuläufe auf den sozialen Medien, weil die erkennbar
00:33:58: sind? Weil die sind greifbar. Also, da kann man davon halten, was man will. Aber man weiß
00:34:07: genau, was man da kriegt. Und das ist so, und das ist, glaube ich, ein Trugschluss,
00:34:12: dass man es dann zu viel recht machen will und dann ist man nicht mehr erkennbar und
00:34:16: dann findet gar keine Auseinandersetzung mehr statt. Mir geht es so, ich möchte mir jeden
00:34:20: Tag in den Spiegel schauen und mich erkennen und sagen, Mensch, super, und dass mein Inhalten
00:34:24: stehen. Und das ist Erhaltung, Charakter, das ihr vorleben müssen. Das liebst du ja
00:34:28: mit deinen Geschichten auch vor. Genau. Das ist übrigens meine Mutter, das ist meine
00:34:33: Bruder. Man macht nach dem samsteglichen Bad, wie das früher so war, hat sie uns dann
00:34:37: eingewickelt in den Tüchern und wir haben so einen Alliberg gehabt, der war dreigeteilt
00:34:41: und dann hat man gesagt, schaut euch im Spiegel an. Jeder hat so einen Spiegel gehabt und
00:34:44: sagt, ich will, dass ihr so lebt, dass ihr euch gerne da anschaut. So, das war diese
00:34:47: so ganz schlichte Prämisse. Und das ist, aber da liegt ganz schön viel drin. So. Mein Opa
00:34:52: hat immer gesagt, tue recht und scheue niemanden. Und das finde ich ganz spannend, wenn ich heute
00:34:57: sehe, wie recht immer wieder unterschiedlich ausgedehnt wird und jeder meint, er hat recht.
00:35:03: Meine Frau hat immer recht, sagen ich immer. Alle anderen haben nicht recht, aber tue
00:35:06: recht und scheue niemanden. Ich habe wirklich keine Angst vor Politikern oder irgendwas.
00:35:09: Und wenn ich sehe, da ist das Recht unserer Lehrer in Gefahr, dann muss man dafür einstehen.
00:35:13: Auf jeden Fall. Und das ist nicht leicht. Ein Punkt habe ich noch mit Visionen. Wir haben
00:35:17: noch ein bisschen Luft, damit die Unterrichtsstunde voll ist, 10 Minuten noch. Wir haben vorhin
00:35:22: über Visionen gesprochen. Wie wichtig sind Visionen jetzt in dieser Zeit? Auch für dich
00:35:26: als Autorschauspieler, brauchst du Visionen? Hast du eine Vision? Glaubst du an was? Was
00:35:32: ist so dein Kraftquelle? Ja, auf jeden Fall. Also ich glaube, das ist auch so ein Bild verloren
00:35:40: gegangen ist, was auch in der Politik oft zu wenig zum Tragen kommt, dass man ein Gefühl
00:35:48: dafür kriegt, wo könnte man hinleben? Also wenn du keine Vision hast, was, wenn die sich
00:35:53: vielleicht dann total anders entwickelt. Aber wenn du kein Gefühl dafür hast, wie wir denn
00:36:01: leben könnten, dann bleibt man ja stehen irgendwie. Ich bin total gerne mal auf der
00:36:10: Bionale, auf der Architektur, Bionale auch. Und da geht es ja eigentlich nur um Visionen.
00:36:15: Da geht man dann durch und dann weiß man schon, 98 Prozent von diesen Visionen werden nie
00:36:20: in die Realität kommen. Aber es ist total spannend, dass sie mal gedacht werden. Und weil dadurch
00:36:26: kommt wieder was anderes in Gang. Das ist beflügelt. Und dass man, dass man gerade in diesen Zeiten
00:36:32: sich hinstellt, Menschen die Verantwortung haben, eben gerade Lehrer vor einer Klasse,
00:36:36: dann sagt Leute, wir haben, wir haben es in der Hand, wir können was gestalten und stellt
00:36:43: sich da mal vor, was werden, wenn wir in zehn Jahren da und da werden. Was müsst man denn
00:36:47: dafür machen? Und schon geht was los. Eine Lehrerin, so was, die ich gehabt habe, bin
00:36:52: ja als Kind, hab ich ja noch den Kartenkrieg erlebt. Also das war gerade diese Papierre
00:37:00: Streuker, diese Wendezeit. Und dann haben wir, haben wir als, was ist denn wieder, war
00:37:05: Zähn oder was, haben wir den Gorbatschow geschrieben. Weil sie war bei Amnesty International
00:37:10: und war da sehr aktiv. Wir beschreiben jetzt dem Gorbatschow so. Und da haben wir uns hinsetzt,
00:37:14: was könnte man dem Herrn Gorbatschow beschreiben? Dann wusste er erst mal überhaupt nicht,
00:37:18: also wer ist der eigentlich? Und dann haben wir uns überlegt, was würden wir uns dem
00:37:22: Wünschen von diesem Aufbruch, was, wo können wir das hin? Und dann haben wir unsere Wünsche
00:37:26: formuliert. Und dann haben, wurden wir wirklich, haben wir Post aus dem Kreml bekommen und
00:37:31: haben gesagt, ja, also der Herr Gorbatschow hat das gelesen, aber man würde gerne aus
00:37:37: diesem, weil so viele Kinder schreiben, man würde da gerne ein Buch draus machen. Und
00:37:43: das war meine erste Veröffentlichung, wenn man so will, mit, ist unser Brief abgedruckt
00:37:48: worden. Und es hat mir total motiviert als Kind, weil man dachte, ach, schau, dass irgendwann
00:37:54: hat die Lehrerin gesagt, wir schreiben jetzt den Herrn Gorbatschow und dann haben wir uns
00:37:57: darüber austauschen und dann haben wir einen Brief geschrieben und irgendwann, und dann
00:38:01: haben das Tausende von Menschen gelesen so. Und diese Vision zu haben, dass du, dass du
00:38:07: auch was bewegen kannst, dass du, dass du, egal wo du grad stehst, dass du dir sein kannst,
00:38:14: der irgendwas in Gang bringt. Und wenn es nur ganz klein ist, das glaube ich, ist manchmal
00:38:18: ein bisschen verloren gegangen, weil man sich sehr schlagen fühlt von diesen Nachrichten
00:38:22: und von diesen, und da Krise, und da Krise. Und dann denk ich, ja, es ist Scheiße, aber
00:38:26: es ist auch, bleibt Scheiße, wenn man nix macht. So, und das finde ich immer so, so
00:38:32: schön, wenn man, wenn man merkt, man kommt gerade in Gemeinschaften irgendwie zusammen
00:38:37: und, und lebt irgendwo auf ein Ziel hin. Und wenn es das dann gar nicht wird, aber allein
00:38:43: dass man sich auf den Weg macht und dass man versucht, was zu ändern.
00:38:45: Das hast du ja vor einem Vorgespräch auch schon so ein bisschen erzählt von deinem
00:38:48: aktuellen Projekt in Burghausen, dass da ja auch so viele verschiedene Menschen, ich
00:38:54: glaube um die 700, auch Ehrenamtliche zum Großteil ja zusammenkommen. Und durch das,
00:39:00: dass du da eine Vision hast oder ihr eine Vision habt, dieses große Projekt gemeinsam voran
00:39:05: getragen wird. Ich glaube, das ist ein Appell an alle Pädagogen, Eltern. Ja, einfach diese
00:39:11: Begeisterung, den Kindern, diese Positivität den Kindern entgegenzubringen, nicht den
00:39:17: Kopf in den Sand stecken, gerade in den ja sehr destruktiven Zeiten und die, die diese
00:39:23: Hülle an negativen Nachrichten. Man sieht es ja, dass auch viele Kinder und Jugendliche
00:39:27: das sehr, ja, auch noch Corona und so. Genau, sehr gelitten haben und immer noch leiden
00:39:32: oder da einfach sehr schwer ja ins Positive das Ganze rücken können und irgendwie eine
00:39:37: gewisse Energie dadurch wieder entfachen als Lehrer, wenn man damit Begeisterung oder
00:39:41: wie du jetzt als Drehbuchautor mit Begeisterung für was brennende Visionen hat. Ich glaube,
00:39:46: das ist immer das, was andere mitreißen kann, ist erst wenn man selber von was überzeugt
00:39:51: ist und das auch so rüberbringen kann. Und warum glaube ich, du hast jetzt gerade das
00:39:56: Projekt in Burghausen als Beispiel angesprochen und das ist natürlich anders als meine eigentlichen
00:40:00: Projekte, weil da so viele Ehrenamtliche sind. Also wenn du mit über 600 Ehrenamtlichen
00:40:03: arbeitest, das ist natürlich ja irre so. Und ich glaube, was Lehrer heute total auch
00:40:07: können ist rauszukitzeln, wer da vor dir sitzt. Also dass man sagt, jedes Kind ist anders,
00:40:13: jedes Kind bringt was anderes mit. Und wenn du ein gutes Gespür dafür hast, irgendwie
00:40:19: dann kitzelst du das heraus, irgendwie. Also dieses, ich hätte nie gemeint gedacht, ehrlich
00:40:25: gesagt, dass ich mal vom Schreiben leben könnte. Schreiben ist mir wirklich passiert,
00:40:28: weil der Lehrerin mich total gefördert, der Deutschlehrerin so, die hat es an der Zeitschaft
00:40:32: geschickt, das wurde gedruckt, das war ganz schlimm, mit 15 so, das will man in dem Alter nicht,
00:40:37: aber dann habe ich gemerkt, vielleicht gibt es da was, was ich kann. Und dieses einfach
00:40:42: rauszukitzeln, wer sitzt da vor mir und was könnten die, was könnten die für diese Welt
00:40:48: mitbringen. Und das ist, das ist was, was fast nur Lehrer können, weil Eltern seine
00:40:54: einmal befangen und Lehrer verbringen so viel Zeit mit den Kindern und setzen sich so viel
00:41:02: mit ihnen auseinander und merken, ah, das fällt ihm schwerer. Und da geht aber schneller
00:41:05: was in Bewegung. Und das ist zum Beispiel was, wie man viel mehr wünschen würde, wieder,
00:41:11: dass diese Individualität auch gefährdet wird, dass man sagt so Wertschätzung, Fokus
00:41:16: legen, einen Spot draufsetzen, du kriegst jetzt gerade Aufmerksamkeit. So ein Beispiel
00:41:24: in diesem Projekt hat zum Beispiel einen Kind, der Drecksel zu Hause gern und hat das wahrscheinlich
00:41:32: noch nie jemandem vorgeführt, aber dann führst du schon mal vor. Und dann kam er auf die Idee,
00:41:37: spielt er mittelalteres Stück, sich eine Dreckselbank zu bauen, eine mittelalterliche
00:41:41: Dreckselbank mit Fußbedaal, also ich glaube ein bisschen hat der Papa da oben geholfen
00:41:45: wahrscheinlich, aber er hat sich die gebaut und die spielt er dem Stück mit. Und das
00:41:49: finde ich so geil, wie das, und er genießt es richtig, das merkt man auch. Und das ist
00:41:53: so toll, dass man einfach, dass das dann so ein Insel, ein Inselbegabung vielleicht
00:42:00: oder auch nur Inselinteresse in dem Moment, das könnte sein, dass in diesen zwei Jahren
00:42:03: schon wieder überhaupt noch mehr interessiert. Aber das ist dann einfach so ein Fokus gekriegt,
00:42:07: so eine Wertschätzung und plastisch hat das so eine Bedeutung dann und man merkt richtig,
00:42:14: wie das dem gut tut. Der sitzt immer da, wenn er nicht dran ist und schaut zu und genießt
00:42:19: es so, weil er einfach irgendwie merkt, da ist gerade was, wo ich irgendwie dazu passe.
00:42:23: Ja, aber nur weil ihr dem Ganzen auch Raum gebt, also das ist natürlich dann die Voraussetzung,
00:42:28: dass man so spontan ist und auch sagt, ich seh dich, ich seh dich mit dem, was du gern
00:42:33: machst und was du einbringen willst und ich gebe dir auch die Chance.
00:42:36: Genau, Vertrauen. Und das ist, was glaube ich auch Corona zum Beispiel ganz viel zerstört
00:42:42: hat, Vertrauen ins Gegenüber irgendwie. Und dass man da wieder die Tore öffnet, dass
00:42:50: man sagt, gehen wir doch erstmal ins Vertrauen und gehen wir davon aus, dass das Gegenüber
00:42:56: uns gut meint und dass man den Fokus gerne auf das gemeinsame Leben kann und nicht immer
00:43:02: nur auf das Trennende.
00:43:03: Wenn mein Schulbesuch und erlebe ich das immer, die Johanna weiß es, da steht überall Fehler,
00:43:08: anders buchstabiert heißt Helfer. Ich habe es dann selber umbuchstabiert und da tatsächlich
00:43:12: stimmt so. Vertrauen heißt doch, dass Menschen Fehler machen dürfen und dass der Fehler
00:43:17: eine Lektion ist, wo der andere lernen darf, besser zu werden. Und ich glaube, wir stemmen
00:43:22: halt, du hast einen Fehler gemacht, du bist raus. Und ich glaube, du wächst, da haben
00:43:25: wir im Vorgespräch auch gehabt, du wächst ja an all den Fehlern, die du selber auch gemacht
00:43:28: hast. An Krisen, die du durchstattest, kriegst du Kraft, kriegst du, wie so eine Superkraft,
00:43:32: die dich irgendwie führt und stärker macht.
00:43:34: Das ist beim Schauspiel das Tolle, du probst und probst und probst und im Endeffekt ist
00:43:38: ja nichts anderes, als dass du Fehler machst. Du probierst den Weg, ah okay, das geht nicht,
00:43:43: da komme ich nicht mehr rechtzeitig zur Tür auf. Dann gehe ich an der Weg oder so. Da
00:43:47: sieht mich keiner. Ganz pragmatisch. Aber das ist ja das Tolle. Und das Leben ist ja
00:43:54: nichts anderes, wie ständig es probieren. Du probierst ja ständig, du meinst, jetzt
00:43:59: weißt du das und dann steht aber plötzlich wieder Auto davor und dann muss man wieder
00:44:02: drumherum gehen. Es passiert ja nichts. Es ist ja erstmal in der Regel, meistens. Die
00:44:14: Laura Dahlmeyer, die haben wir jetzt gerade total bewegt, wie so viele wahrscheinlich
00:44:18: und da haben wir jetzt noch mehr Indio-Nachköppen, die und dann sagt sie ja, was sie am Bergsteigen
00:44:23: so fasziniert, ist schon einfach auch zu merken, wo meine Grenzen ist. Und bei ihr ist es natürlich
00:44:29: jetzt in Anfangsstrichen schlimmer ausgegangen. Aber sie wollte zum Beispiel unbedingt auf
00:44:35: diesem Berg. Der Thomas Huber hat ja immer andere Bergeforschungen. Sie hat immer gesagt,
00:44:40: nein, sie will auf diesem Berg. Irgendwas hat sie da hingezogen, wo ich dann wirklich
00:44:43: das Gefühl habe, das war ihre Herausforderung so. Und dann ist die jetzt nicht gut ausgegangen,
00:44:49: tragisch ausgegangen. Aber das ist ein Extrembeispiel. Und die meisten Menschen leben ja nicht extrem.
00:44:56: Die meisten Menschen leben ja relativ überschaubar und dann sind die riesigen sehr überschaubar
00:45:00: und dann wird man vielleicht nicht immer gleich abstürzen, wenn man mal was anderes probiert
00:45:05: so. Und das ist so. Und das sage ich zum Beispiel auch beim Spielen ganz oft, geh auf Risiko,
00:45:12: es kann nichts passieren. Schlimmstenfalls machen wir es noch mehr oder irgendwas. Aber
00:45:16: nimm mal deinen Stichwort nicht so genau, sondern spiele auf Risiko und schau, was passiert.
00:45:24: So. Und es sind auch die besten Momente dann, weil dann plötzlich wieder was Neues passiert.
00:45:29: Ist im Fußball so, ich kenne ganz viele Fußballtrennen, die sagen, spiele den gefährlichen Pass,
00:45:33: spiele auf Risiko, dann entscheide es so das Spiel. Das kennt man auch von der Weltmeisterschaft,
00:45:37: irgendwie Schürle und was der Geile aus Götze, der gefährliche Pass auf Risiko. Wenn Studenten
00:45:42: mal das Bild gegeben, er meint, hey, du alter Dozent, so alt bin ich auch nicht, du nutzt
00:45:46: nur 20 Prozent deines iPhones und bei deinem Körper ist es genau das Gleiche, nutzt mal
00:45:50: mehr von dem, von deiner inneren Kraft hat. Studenten sagt mir, wow, und er sagt, du bist
00:45:54: innerlich so stark, mach doch vom Herzen mehr. Das ist dein stärkster Muskel. Und das ist
00:45:59: genau das, was du meinst mit Risiko. Und mit Jamon sind dann einfach die Extremeile gehen.
00:46:03: Ja, kann man auf viele Lebensbereiche glaube ich übertragen.
00:46:06: Auf jeden Fall.
00:46:07: Ja.
00:46:08: Aber sich das Trauen, den Mut haben, dass man eigentlich, dass nix passiert. Und da
00:46:12: haben wir ja jetzt, glaube ich, so ein Beispiel, es hört sich jetzt hart an, aber Huber hat
00:46:16: es ja schon gesagt, es war ihr Traum.
00:46:18: Es war ihr Traum.
00:46:19: Ja.
00:46:20: Es war ihr Traum. Und ich ziehe den Hut, dass sie dann gesagt hat, nee, sie möchte dort
00:46:24: quasi beerdigt bleiben. Und die Eltern holen sie jetzt wieder zurück und sagen, wir wollen
00:46:28: uns verabschieden, wir wollen Abschied nehmen, auch das gilt es, glaube ich, zu akzeptieren
00:46:31: und zu respektieren, dass da der Wunsch auch wichtig ist, dass man sich verabschieden kann.
00:46:35: Aber die, ich habe zum Beispiel einen Freund und Kollegen gehabt, den Ferdinand Schmidt-Motro.
00:46:40: Der ist ja relativ jung gestorben, auch mit 34. Und der Ferdin hat immer ein Leben auf
00:46:46: der Überholspur geführt. Also der war immer, so als hätte es irgendwie, also der war
00:46:51: einfach immer wahnsinnig intensiv. Ferdin war immer intensiv, aber auch immer positiv.
00:46:56: Der hat es richtig genossen so. Und im Nachhinein, der ist ja kurz vor Corona gestorben, bevor
00:47:00: da dann irgendwie eh alles still stand. Und da habe ich oft im Nachhinein dran gedacht,
00:47:05: da haben wir so irgendwie, ja, der, oder Laucherdamme heißt das gleiche Beispiel, die sind nicht
00:47:10: alt geworden, aber man kann ihn wirklich eins nicht vorwerfen, dass ihre Leben keine Fülle
00:47:14: gehabt hätte. So. Also das ist so, und das finde ich eigentlich schön, dass man irgendwie,
00:47:21: ich glaube, Energie gehen nicht verloren. Also ich glaube, die, es gibt irgendwas, was vor
00:47:29: uns da ist, und es gibt irgendwas, was nach uns da ist. Und bei solchen Beispielen, dann
00:47:34: denkt man ja, das war halt einfach ein kurzes, intensives Leben. Aber wahrscheinlich war
00:47:39: es genau so richtig. Und das ist traurig für alle Angehörigen, keine Frage. Und tragisch,
00:47:43: aber irgendwie. Sie ist bei dem gestorben, was ihr am meisten gegeben hat wahrscheinlich,
00:47:51: oder das, was ihr am wichtigsten war. Genau. Ja, sie, und die hat ja wirklich die Extreme
00:47:57: gesucht. Sie hat ja bis in die Türkei im Rad gefahren und so. Und die hat wirklich die
00:48:01: Extreme gebraucht. Das war ihr Leben. So. Und sie wollte als Kinder ins Positivum geschrieben,
00:48:06: ich will ein Olympiasikerin werden, dann war es mit 25 mehrfach hier Olympiasikerin und
00:48:10: sagt, okay, jetzt habe ich keinen Ziel mehr zu hören auf. So. Diese Radikalität wieder,
00:48:14: diese bewusste Entscheidung. Es ist jetzt gut, und jetzt mache ich was anderes. Das ist doch
00:48:19: toll, wenn man sich das so traut und wenn man es lebt irgendwie.
00:48:23: Felix Baumgartner ist das gleiche Beispiel. Der wollte auch beim Fliegen sterben, jetzt
00:48:27: ist auch beim Fliegen gestorben. Es ist echt spannend, wie sich da gerade alles irgendwie
00:48:29: aufeinander türmte an den Geschichten. Und du hast zu Beginn des Podcasts gesagt, in
00:48:34: allen Geschichten spiegelt sich der Tod wieder, zum Irgendwie wieder ein Tod zu stellen.
00:48:39: Spannend, gell? Wir wollen aber trotzdem etwas positiv im Enten. Der Tod ist auch positiv,
00:48:43: aber Podcast soll damit etwas positiv im Enten. Gibt es ein Projekt, wo du sagst, da hättest
00:48:48: du gerne mehr davon? Oder Menschen oder Geschichten, was dich zur Zeit bewegt. Wo wünscht du dir
00:48:52: in den nächsten Jahren mehr davon? Ich habe das Gefühl, es braucht mehr Komödie, es braucht
00:48:59: mehr Leichtigkeit. Und ich liebe es ja auch in Komöden, also schwere Themen leichter
00:49:06: zu erzählen so. Und das ist gerade was, wo ich merke, das ist irgendwie, das braucht
00:49:13: gerade die Welt. Und ich merke, wie gut mir dieses Projekt in Bukhausen tut, wo ich einfach
00:49:20: plötzlich Kontakt mit so vielen normalen Menschen habe, die halt keinen Künstler Background
00:49:28: haben, sondern die einfach, die so dankbar sind, dass man sich irgendwie mit denen so
00:49:34: beschäftigt, so intensiv und die aber auch wahnsinnig viel Zeit investieren. Das ist
00:49:37: ja auch ein Geschenk ehrenamt. Mein Gott, was ist das, also wie großartig ist das neben
00:49:42: der Arbeit dann noch so viel Zeit in einem Projekt zu investieren. Und einfach diesen
00:49:45: direkten Austausch, das merke ich, das tut mir total gut. Und das ist was, was auf jeden
00:49:52: Fall wieder mehr kommen darf und wo ich irgendwie auch Lust drauf habe.
00:49:56: Mehr Ehrenamt. Mehr Menschen. Mehr Ehrenamt. Ich habe wirklich schon viel Ehrenamt gemacht
00:49:59: und mache ja gerade noch sehr viel. Aber ich bin ein großer Ehrenamt-Fan. Ich glaube,
00:50:04: dass es, so sonst würde unsere Gesellschaft auseinanderfliegen, wenn es Ehrenamt nicht
00:50:08: gäbe. Das kann man alles gar nicht bezahlen und leisten und macht auch gar keinen Sinn
00:50:14: immer. Für mich sind das die wahren Helden. Das ist ein schönes Schlusswort. Ja. Die wahren
00:50:18: Helden, damit kann man enten finden. Ich finde das wirklich, die Ehrenamt-Helden,
00:50:23: die sieht man in den Medien nicht. Die drifst du halt in der U-Bahn oder in einem Zug oder
00:50:27: irgendwas und du weißt gar nicht, was das für ein Held ist in seiner Region, weil er
00:50:30: ehrenamtlich Fußball macht, weil er. Genau. Ich war aber am irrer eigenen Empfang eingeladen
00:50:35: für die ehrenamtlichen. Und der Taxifahrer hat mich hingefahren und meinte, was machst
00:50:38: du da ganz? Flapsig muss ich jetzt erzählen. Und dann sagt er, was machst du da? Ich bin
00:50:41: jeden Tag am Fußballplatz. Und jeden Tag von 16 bis 18 Uhr peitsch ich die A-Jugend,
00:50:46: die C-Jugend, die D-Jugend durch und mache die Ehrenamt. Eigentlich müsste ich dahin.
00:50:49: Und dann sagt er, hast du recht? Ja. Magst du mein Kater haben? Wollt er nicht, weil er
00:50:53: keinen Anzug dabei hatte. Aber er hat schon recht. Und ich finde, diese Helden, die wir
00:50:57: da wirklich am Fußballplatz auf den Bühnen und überall haben, das ziehe ich immer mein
00:51:01: Hut davor. Ja. Da passiert echte Gemeinschaft und echte Begegnung. Ja. Genau. In diesem
00:51:07: Sinne an allen Ehrenamtlichen da draußen. Danke für eure tolle Arbeit. Auf jeden Fall
00:51:11: ein Tausend Dank. Und vielen Dank für das tolle Gespräch. Ja, danke euch für die Einladung.
00:51:16: Hat total Spaß gemacht. Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.
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